Klassik

Abenteuer für junge Musiker

allanbergius
Gastautor

Allan Bergius, in eine Musikerfamilie hineingeboren, bekam seinen ersten Cellounterricht im Alter von sechs Jahren. Seine musikalische Karriere führte ihn zuerst als Knabensopransolisten und dann als Cellisten und Dirigenten an einige spannende Stationen, unter anderem die Carnegie Hall in New York und die Mailänder Scala. Im Jahr 2001 wurde er als Kapellmeister vom Theater Krefeld-Mönchengladbach engagiert, wo er für seine Arbeit 2004 den Förderpreis des Landes Nordrhein- Westfalen in der Sparte Dirigieren erhielt. Zu seinen wichtigsten Dirigaten zählen »Don Giovanni «, »Eugen Onegin«, »Macbeth« und andere. Seit März 2007 ist er stellvertretender Solocellist an der Bayerischen Staatsoper in München. Im Sommer 2012 übernahm er nach Christian Pyhrr die Leitung des Schwäbischen Jugendsinfonieorchesters.

a3kultur: Wie gefällt Ihnen die Arbeit im neuen Orchester mit den Jugendlichen im Vergleich zu Ihren früheren Stationen als Dirigent?

Allan Bergius: Da ich vorwiegend an der Bayerischen Staatsoper als Solocellist tätig bin, treffe ich mich mit den Jugendlichen jeweils für zwei Wochen vor den Konzerten für die Proben an verschiedenen schönen Orten. Während dieser Zeit fühle ich mich sehr wohl. Es ist auch eine gute Gelegenheit für die Kinder, sich zu treffen, miteinander zu reden und dabei Musik auf hohem Niveau zu machen. Da spürt man auch nicht den professionellen Druck, den ich in der Arbeit mit Erwachsenen während der Proben erlebt habe. Wenn man nur drei Proben vor dem Konzert zur Verfügung hat, muss ja alles innerhalb kürzester Zeit perfekt sitzen. Und bei einem Jugendorchester empfinde ich es als sehr angenehm, dass wir mehr Zeit für die Proben haben, was das Ganze wirklich auflockert. Als Dirigent muss ich Musiker überzeugen und motivieren können, Begeisterung für das Stück hervorrufen, was nicht immer leicht in einem Profiorchester ist, wenn es schon zum x-ten Mal Beethovens 5. aufgeführt hat. Mit den Jugendlichen ist es eben sehr schön, weil die meisten Stücke zum ersten Mal gespielt werden. Es ist Neuland und quasi ein Abenteuer für die Kinder, die Meisterwerke der Musikliteratur für sich zu entdecken.

Sind Jugendliche einfacher zu motivieren?

Wir wollen ja mit der Musik erreichen, dass das Publikum angesprochen wird, dass die Musik zu Herzen geht. Jugendliche sind etwas einfacher zu motivieren, da sie noch sehr enthusiastisch bei der Sache sind.

Wie motivieren Sie Ihre jungen Musiker?

Heutzutage sehe ich das als ein wirklich großes Problem, dass Kinder und Jugendliche so massiv von allen möglichen Medien abgelenkt werden. Ich versuche einfach bei der Programmwahl Stücke auszuwählen, die so gut sind, dass sie unter die Haut gehen, wenn man sie hört. Und die Kinder, die sie noch nie gehört haben, nehmen sie fasziniert auf und wollen auch noch mehr davon. So haben wir bei unserem ersten Konzert die 1. Sinfonie von Sibelius gespielt, die sehr schwer und anders ist. Es war auch ein großes Risiko damit verbunden, diese Art von Musik zu spielen. Danach waren aber alle total begeistert davon und froh darüber, dieses komplizierte Stück kennengelernt zu haben. Und das macht mir natürlich auch große Freude, dass sie daran wachsen können und sich vielleicht sogar dafür entscheiden, Musik zu studieren.

Welche Innovationen können die Zuhörer vom Orchester in der Zukunft erwarten?

Mit fast 100 Musikern, die wir im Orchester haben, richtet sich unser Hauptaugenmerk in erster Linie auf das romantische Repertoire, weil auch die Besetzung dafür optimal ist. Wenn es organisatorisch funktioniert, würde ich auch gerne die Opernwerke ins Spiel bringen, was mir persönlich sehr am Herzen liegt.

Im bevorstehenden Konzert werden Werke von Beethoven und Dvorák gespielt. Gab es einen besonderen Grund für diese Auswahl?

Für mich ist es sehr wichtig, dass wir verschiedene Stile behandeln. Das 1. Klavierkonzert von Beethoven ist ein frühes Werk. Nichtsdestotrotz ist es so meisterhaft, dass man sofort merkt, dass es kein Schülerstück und kein Versuch mehr ist, sondern großartige Musik. Dvorák hat seine 7. Sinfonie schon auf dem Gipfel seiner Karriere komponiert. Und das finde ich sehr interessant und spannend, dass wir ein frühes und ein spätes Werk behandeln und daraus Vergleiche ziehen können.

Ich bedanke mich sehr für das Gespräch und wünsche Ihnen und Ihrem Orchester weiterhin noch viel Erfolg!

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