Ausstellungen & Kunstprojekte

Alles Bunte zum Geburtstag

a3kultur-Redaktion

Die Ausstellung »Buntes Schwaben« zum 70. Geburtstag des Bezirks wirft einen vielfältigen künstlerischen Blick auf Land und Leute.

»Schwaben ist bunt« – diesen Satz will der stellvertretende Bezirkstagspräsident Alfons Weber in seinem Grußwort bei der Eröffnung der neuen Ausstellung in der Schwäbischen Galerie in Oberschönenfeld am vergangenen Donnerstag nicht nur buchstäblich, sondern auch im übertragenen Sinne verstanden wissen. 

Und in der Tat: Zumindest in künstlerischer Hinsicht herrscht in Schwaben alles andere als Gleichförmigkeit: Malerei, Karikatur, Skulptur und Videokunst werden in allen Teilen Schwabens produziert, und Kuratorin Dr. Gudrun Szczepanek hat aus der Menge der Kunstschaffenden des Bezirks insgesamt elf Künstlerinnen und Künstler bzw. Kooperationen zusammengesucht, um obigem Statement Rechnung zu tragen. Die Ausstellung selbst hat sie in die Abteilungen »Landschaft« , »Menschen und Orte« und zu guter Letzt »Die Welt zu Gast in Schwaben« gegliedert.

Im Erdgeschoss und Kabinett der Galerie dominieren die Maler und Zeichner: Horst Heilmann und Stephan Huber holen die Berge des Voralpenlands in Acryl und in Gips wuchtig ins Haus. Harry Meyer türmt selbst ganze Gebirge aus Farbe auf die Leinwand und macht seine Baumlandschaften zu einer fast obszön sinnlichen Orgie aus weichen Formen und ölig-bunt glänzenden Oberflächen. Klaus Konze verzichtet auf eine gegenständliche Abbildung seiner Heimat. Er bringt sie in unglaublich leuchtenden Farben auf die Leinwand, in denen man sich wie in einem strahlenden Sommermorgen verlieren kann.

Nebenan zeigt der 2021 verstorbene Karikaturist (u.a. für die Süddeutsche Zeitung) Dieter Olaf Klama postum eine Probe seines zeichnerischen Könnens, das zumindest in dieser Zusammenstellung oft um ihn selbst und die liebe Not mit seinen Mitmenschen kreist.

Geschichten von Arbeit und Müßiggang

Dies leitet dann zu den Exponaten der Sektion »Menschen und Orte« im Obergeschoss über, die sich mit den Errungenschaften und den Menschen in diesem Landstrich beschäftigen. Nach der Schwärmerei der Maler sind es hier vor allem die Künstlerinnen, die zum Teil medial unterstützt, auch nachdenkliche oder ironische Töne ins Spiel bringen. 

Brigitte Heintze verpasste für ihr Landartprojekt »Neue Kleider für die Landwirtschaft« von 2009 Siloballen bunte Anstriche, die die zweckmäßigen Gebinde wie überdimensionale, in der Landschaft verstreute Cupcakes herumliegen lassen. Das hat Witz und ist ein Augenschmaus, sowohl als Fotodokumentation des Projekts als auch in Form der vor der Galerie gelagerten Elemente (siehe Foto oben).

Ingeborg Prein platziert ihre abstrakten Keramikfiguren in recht engen Räumen, wo sie im Verborgenen und nur für die Betrachter*in sichtbar dem – ganz unschwäbischen – »dolce far niente« frönen dürfen.

Für ein Wechselbad der Gefühle sorgt Erika Kassnel-Henneberg mit ihrer Arbeit »Postludium« (Nachspiel): Das 7 1/2-minütige Video mit Soundbegleitung zeigt eine Tänzerin, die schemenhaft durch karge Räume tanzt, in der Bewegung erstarrt, sich vervielfältigt und verschwindet. 

Was von Einheimischen zumindest auf den zweiten Blick als das historische Gaswerk Augsburg erkannt werden kann, könnte bei nicht Ortskundigen auch andere Assoziationen auslösen: Die kahlen, vergitterten Räume in Schwarzweiß, Leitungen und Beschilderungen bis hin zum geschmiedeten Werbespruch über dem Tor, all das weckt – beabsichtigt oder nicht – ungute Erinnerungen. Gab es nicht auch in Schwaben KZ-Außenstellen und Arbeitslager, so z.B. in Landsberg, Fischen, Kempten oder Asbach-Bäumenheim?

Schwaben von innen und von außen?

Nun zur letzten Abteilung: »Die Welt zu Gast in Schwaben« zeigt Impressionen , welche die Künstler*innen von ihren Reisen in die USA, Finnland oder Nordafrika mitgebracht und in ihr Werk eingewoben haben. Sie ist zwar auch durchaus schön anzusehen, bringt aber für das Erfassen des Wesens unseres Teils der Welt eher wenig. Man hätte den Titel auch anders denken können und vielleicht sollen:

In Schwaben leben auch 11,5% ausländische Mitbürger. Der Anteil der Schwaben mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung liegt mit gut 22 % (Quelle: STMI Bayern, 2015) sogar noch über dem bayerischen Durchschnitt. Dies zu berücksichtigen und, anteilig an der Zahl der Ausstellenden, noch 1–2 Positionen aus diesen Bevölkerungsgruppen einzubauen, wäre in dieser Abteilung nicht fehl am Platz gewesen und hätte der Vielfalt der Ausstellung noch ein spannendes i-Tüpfelchen hinzugefügt.

So bleibt man weitgehend unter sich, ist das Ganze eine Innensicht hier geborener oder fast zeitlebens hier ansässiger Kunstschaffender; diese allerdings auf hohem Niveau, sinnlich und durchaus unterhaltsam.

»Buntes Schwaben« ist bis 24. September 2023 in der Schwäbischen Galerie im Museum Oberschönenfeld zu sehen.

www.mos.bezirk-schwaben.de

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