Architektur
Politik & Gesellschaft

Architektur verpflichtet

Vortrag mit Projektion und Publikum
a3kultur-Redaktion

Raum ist knapp in unseren Städten. Aber muss es deswegen eine Konkurrenzsituation zwischen Wohnraum und kulturellem Leben geben? Der Kultursalon Schwaben eröffnete am Donnerstag mit kompetenten Vorträgen

Leerstand hier, Raumnot da. Quo vadis, Stadt? Das erste Panel des Kultursalon Schwaben 2024 beschäftigte sich in vier Vorträgen vor interessiertem Publikum mit der Zukunft der Stadtplanung vor allem im Hinblick auf die kulturelle und soziale Verantwortung, die der Besitz von Immobilien im innerstädtischen Bereich mit sich bringt. Unter dem Titel »Flexible Immobil(i)e« gaben sich hochrangige Vertreter*innen aus Architektur, Wissenschaft und Kulturarbeit ein Stelldichein im Augsburger Umweltbildungszentrum (UBZ).

Durch den Abend führte Dr. phil. Hilde Strobl, Architekturhistorikerin an der Uni Innsbruck. In ihrer Forschung widmet sie sich der Rezeptionsgeschichte der Architektur. Kultur- und Sozialarbeit sind ihrer Meinung nach ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Infrastruktur einer Stadt und Mittel der Stadtreparatur. Ihr Credo: »Innerstädtischer Raum als einfältiges Investitionsobjekt hat verwirkt, denn eine lebendige Stadt braucht vielfältige Mischnutzung von Bestandsgebäuden – ohne Konkurrenz zwischen dringend nötigem Wohnraum, gewerblicher Nutzung und einer aktiven Kulturszene.«

Den Anfang machte Grisi Ganzer, freier Filmemacher, Redakteur (u.a. für die BR-Sendung »Vereinsheim Schwabing« und die Münchner Lach- und Schießgesellschaft) und Mediengestalter in München. An diesem Abend war er in seiner Funktion als Öffentlichkeitsarbeiter der Münchner Sozialgenossenschaft »Bellevue di Monaco« anwesend, einem Wohn- und Kulturzentrum für Geflüchtete und interessierte Einheimische im Herzen der Isarmetropole (bellevuedimonaco.de).

Mittels Architektur Begegnung und Austausch fördern ist das Ziel der Arbeit des Wiener Architekturbüros gaupenraub +/–Als Vertreterin des Büros präsentierte Ulrike Schartner (Foto) das Projekt »VinziRast – mittendrin« (www.vinzirast.at), ein innovatives soziales Wohnprojekt am nördlichen Zentrumsrand von Wien, in dem ehemals obdachlose Menschen, Geflüchtete und Student*innen zusammenleben. 

Silvia Carpaneto, ebenfalls Architektin und Mitglied der Berliner Architekt*innengemeinschaft »die Zusammenarbeiter« (zusammenarbeiter.de) war aus der Hauptstadt angereist.  Sie stellte das Projekt »Spreefeld Berlin« vor. Dieses Wohnprojekt befindet sich an der Grenze von Berlin Mitte, Kreuzberg und Friedrichshain, direkt am Wasser. Das Projekt vermietet einige seiner Räume, hauptsächlich für künstlerische, kulturelle, wissenschaftliche und soziale Anliegen.

Und zum Abschluss, fast als Überraschungsgast, beehrte der Kreisvorsitzende des Bunds Deutscher Architekten (BDA) Alen Jasarevic die Runde. Er stellte Visionen gegen Leerstand in Augsburg vor, u.a. Perspektiven für die verwaiste Karstadt-Filiale in der Augsburger Fußgängerzone.

Die Vorträge beeindruckten durch die Kompetenz der Vortragenden, aus der Jahrzehnte der Erfahrung und intensiver Beschäftigung mit den Bedürfnissen der Bewohner*innen der erwähnten Städte ablesbar waren. Im Anschluss konnten Gastgeber*innen und Gäste die Themen bei kühlen Getränken und DJ-Klängen (»Nacht der verbotenen Lieder«) sacken lassen und in Gesprächen vertiefen.

Der Kultursalon Schwaben geht weiter am heutigen Freitag, 27. und Samstag, 28. September.

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Das Themenspektrum beim Kultursalon Schwaben 2024 ist breit gefächert. Ein solches Angebot auf die Beine zu stellen, ist für die a3kultur-Redaktion nur möglich in der Zusammenarbeit mit externen Kurator*innen. Eine von ihnen ist Dr. Hilde Strobl, die sich in ihrem Panel mit Leerstand auf der einen Seite und heimatlosen Bedürfnissen auf der anderen Seite beschäftigt.