Theater & Bühne

»Daß der Krieg einmal aufhört, ist nicht gesagt«

a3kultur-Redaktion

Das Staatstheater Augsburg zeigt Brechts Antikriegsdrama »Mutter Courage und ihre Kinder«. Brechts Text über Krieg und Frieden, das (Über)Leben und Sterben kommt immer zum richtigen Zeitpunkt. 

»Ein kurzer Friede wars und schon geht’s weiter.« sagt Mutter Courage (Ute Fiedler). Den endlosen Kreislauf der Geschichte, des Krieges beschreibt Brecht in seinem Werk, welches er kurz vor der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Exil in Skandinavien zu Papier bringt. Sein Stück spielt hingegen während des Dreißigjährigen Krieges. Mutter Courage, eine Marketenderin, zieht 1624 mit ihrem Wagen und ihren drei Kindern den Soldat*innen auf ihrem Feldzug hinterher, um Geschäfte zu machen. Sie will am Krieg gewinnen und verliert genau an diesen ihre drei Kinder. Im Krieg gibt es schließlich keine Gewinner*innen, so Brecht. 

Hausregisseur David Ortmann inszeniert den Klassiker auf der Bühne des Martini-Parks: recht konventionell und doch mit einer Neuerung. Die stumme Kattrin wird in Augsburg von der gehörlosen Schauspielerin Anne Zander verkörpert. Als sie zu gebärden beginnt, ist Kattrin auch gar nicht mehr so stumm. Ihre Angst, ihr Leid und ihre Wut werden auch ganz ohne gesprochene Worte deutlich.

Die Premiere beginnt holprig: Die Technik spielt nicht mit und auch das Spiel auf der Bühne kommt nicht richtig in Schwung. Nach einigen Szenen finden die Akteur*innen ihren Flow und das Stück wirkt weniger hölzern. Spätestens nach der Pause zieht einen die Inszenierung mit hinein in die Tiefen des menschlichen Daseins und des Krieges. 

Das Bühnenbild (Jürgen Lier) bleibt stets gleich: eine kleine Drehbühne auf der Bühne wird eingerahmt von zwei schwarzen Wänden, die von den Soldat*innen beschrieben wird. Die Zahl der Striche an den Wänden, die Zahl der Gefallen wird immer höher. Ein schier endloses Gemälde des Krieges ummantelt die Drehbühne, dreht sich immer weiter, genauso wie die immer wieder kehrende Spirale des Krieges. Dennoch nimmt einen der Bühnenraum kaum ein. 

Die Kostüme der Schauspieler*innen (Ursula Bergmann) sind zeitlos, einzig die Uniformen der Soldat*innen verändern sich im Laufe des Stücks und werden zeitgemäß. Zum Schluss stehen modern ausgestattete Soldat*innen auf der Bühne. Auf Bezüge zu aktuellen Kriegshandlungen verzichtet Ortmann und sein Team dennoch fast gänzlich. Warum auch. Obwohl oft zu lesen und zu hören ist, »Mutter Courage« sei das Stück der Stunde, muss man schon fragen, wann war es das nicht? Krieg war schon immer und wird es wohl auch immer geben. Brechts Antikriegsdrama kommt also immer zur richtigen Zeit, seine mahnenden Worte verhallten offenbar bisher ungehört. Man sollte nicht müde werden, sie immer wieder laut zu wiederholen, im Staatstheater bietet sich aktuell eine gute Gelegenheit. 

Das Premierenpublikum quittierte die Ensembleleistung und insbesondere die starke Leistung von Ute Fiedler und Anne Zander mit starkem Applaus. 

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