Theater & Bühne

Feels like Rock Spirit!

Ach, gäbe es diesen coolen »Club27«, in dem der aktuelle Ballettabend mit dem ganzem Ensemble ausrockte, doch in echt! Hier in Augsburg! Und gäbe es wenigstens für diesen aktuellen, dreiteiligen Ballettabend in der Brechtbühne noch Tickets! Da beidem nicht so ist, hier eine kurze Hymne auf das Geschehen, auf das sich leider nur diejenigen freuen können, die sich rasch und mit sicherem Instinkt für den ungebrochene Run aufs Augsburger Ballett den Zutritt zu einer der kommenden Vorstellungen (plus zwei Gastspielen in Aschaffenburg und Fürstenfeldbruck) gesichert haben. Alle anderen seien auf die kommende Spielzeit oder das Einsehen der Intendanz vertröstet, weitere Abende auf den Spielplan zu nehmen.

Drei Werke kreisen die Emotionen, die Erinnerungen, die Emphase, die Eruptionen, die »Botschaft« ein, die Rockmusik für den Einzelnen, aber auch als zusammenschweißendes Gemeinschaftserlebnis bedeuten kann. Musikalisch angeführt von dem 20-fachen Grammy-Sieger Bruce Springsteen tüftelte Hauschoreograf Riccardo De Nigris gemeinsam mit dem Augsburger Künstler Felix Weinold an einem raffinierten, durchgängig in die Signalfarben Weiß und Rot getauchten Setting, das bestehende Geschlechter-Konflikte am humorvollen Ende in eine empathische »Woman’s world« auflöst. Da kommt wirklich alles zusammen: »To get HER«. Wie gern bei De Nigris passiert in seinen Choreografien simultan sehr viel, so dass der Zuschauer seine Sinne mehrfach schärfen darf, um die Dynamik im Verzahnen von Videoprojektion mit Scrabble-Spielereien, gut getimten und kreativ realisierten Tänzer-Aktionen, von Musikinterpretation und choreografischer Intention in der Fülle aufzunehmen.

Das Konzept für ihre fünf männlichen »Heroes – A« hatte die irische Choreografin Marguerite Donlon bereits in anderen Städten wie Saarbrücken, Hagen und Kiel erprobt. Und es funktionierte auch in Augsburg perfekt – inspired by David Bowie. Was für ein cleveres und mit Esprit gebautes Kunst-Stück! Donlon nutzte alle Ausdrucks-Kanäle, setzte Sprache, Zeich(n)en, Instrument, Stimme und natürlich den Körper ein und schöpfte damit aus dem Vollen des künstlerischen Potentials, das den fünf Solisten zur Verfügung steht. Umjubelt wurden darin zurecht Lucas Axel de Silva, der seine Schüchternheit körpersprachlich bezwang, Riccardo De Nigris mit einem schamlos guten Striptease-Monolog, Nikolas Doede als starker Sänger, Marcos Novais, der stilsicher auch in Glitzer-High-Heels punktete und Shori Yamamoto, der wie so oft mit tänzerischen Glanzleistungen und einer berührenden Story über seinen fast geplatzten Lebenstraum hervorstach.

Ja und dann führte Ballettchef Ricardo Fernando die Zuschauer nach zwei Umbau-Pausen gemeinsam mit seinem Bühnenbildner Peer Palmowski in den berühmt-berüchtigten »Club 27«, den er vor gut drei Jahren im Theater Hagen eröffnete. Eine zebrafellige XXL-Eck-Lounge-Couch wurde zur Spielwiese für variantenreiche Clubszenen, in denen sich der Blues oder der Punk eines exzessiv zelebrierten Nachtlebens zu den legendären Hits der legendären Rockgrößen wie Janis Joplin, Kurt Cobain, Amy Winehouse, Jimi Hendrix und natürlich Jim Morrison ausleben ließ. Jetzt war die komplette Compagnie gefragt, die sichtlich Spaß hatte am Soundmix dieser besonderen Jukebox und sich am Ambiente des Clubs 27 bis zur totalen Erschöpfung berauschte. Frenetischer Premierenbeifall für die drei Choreografen, ihr Team, die fantastische Compagnie des Theater Augsburg und einen Ballettabend mit Kultfaktor! 

www.theater-augsburg.de

Foto (Jan-Pieter Fuhr): »Club 27« mit Marcos Novais und Sofia Romano

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