Ein guter Mensch sein! Ja wer wär’s nicht gern?
Am Beginn der Geschichte steht – wie so oft, Schillers Räuber lassen grüßen – der uralte Topos der Geschwisterrivalität: die zwei Brüder Franz und Karl (Florian Fisch und Ralph Jung) treffen sich nach Jahren der Funkstille im alten Lebensmittelladen des Vaters wieder. Einer als der heimatverbundene Familienmensch, der den Laden des Vaters übernahm, der andere als Weltverbesserer, der hinauszog, um gegen den Hunger in der Welt zu kämpfen. Als verlorener Sohn kehrt letzterer schließlich heim, um die Entscheidung mitzutreffen, ob die lebenserhaltenden Maßnahmen des Vaters abgestellt werden sollen. Doch zwischen den Supermarktregalen geht es um viel mehr als das.
Das Geschehen begleitend, erscheint immer wieder die übermächtige Vaterfigur (Heinz Schulan) und erzählt ein Märchen vom bösen Bruder. So einfach wird es dem Publikum im Sensemble Theater jedoch nicht gemacht, denn das Stück entzieht sich der eindeutigen Kategorisierung eines guten und eines bösen Bruders. Stattdessen finden sich die Zuschauer in der Rolle der Vortragshörenden wieder, die sich anderen Fragen zu stellen haben: Was macht ein anständiges und verantwortungsbewusstes Leben aus? Was kann, soll und muss man tun, um ein solches zu führen? Ist es vertretbar, von Moral zu predigen, dabei aber selbst in mancherlei Hinsicht moralisch fragwürdig zu handeln? Begleitet von der wunderbaren Musik von Rainer von Vielen schafft es „Böser Bruder“, im Rekurs auf solch ewig wiederkehrende Fragen einen Sprung von familiären auf weltliche Probleme zu machen, dabei noch gut zu unterhalten und zu zeigen, dass jeder erhobene Zeigefinger auch eine Kehrseite hat.
Die weiteren Vorstellungen sind mit einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Publikumsgesprächen, Diskussionen, Vorträgen und vielem mehr verbunden und finden am 14., 15., 21. und 22. Februar, sowie am 1., 21., 22., 28. und 29. März statt. (ran)
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