An der augenfälligen Rückwand des Galerieraums sehen wir: nichts. Leerstelle. Sebastian Bühler rückt den Boden des Projektraums in den Fokus, indem er diesen mit der Fotografie eines in die Jahre gekommenen Parkdecks bedeckt.
Papierflut
Im Januar letzten Jahres hat Lydia Daher damit begonnen, deutschsprachige Tageszeitungen auseinanderzunehmen und wieder zusammenzufügen. Jede Woche entstand so mindestens eine, meist jedoch mehrere Cut-up-Collagen. Insgesamt rund 150 kleine Kunstwerke hat die Lyrikerin und Musikerin innerhalb eines Jahres erarbeitet. Parallel zur Veröffentlichung des daraus entstandenen Buchs »Und auch nun, gegenüber dem Ganzen – dies« präsentiert der Kunstverein Augsburg noch bis zum 30. März eine Auswahl dieser Arbeiten.
Sinnbildlich für die Papierflut, welcher sich die Künstlerin aussetzte, begrüßt ein großer Zeitungsstapel auf einem kleinen Podest die Besucher im Holbeinhaus. Dahinter hängen einzelne durchlöcherte Seiten an der Wand. Das Ergebnis aus einem Jahr Schneiden, Reißen, Dichten und Kleben kann sich sehen lassen: Aus dem Bildmaterial der Tageszeitung und dem Text jeweils einer Literaturkritik entstand so – in bester Tradition der Beat Generation – eine einzigartige Form von »Cut-up-Poesie«.
Während einige Gedichte nur in Verbindung mit dem jeweiligen Motiv funktionieren, hätten andere womöglich auch in einem von Lydia Dahers bisherigen Lyrikbänden auftauchen können. Wie eine Art Tagebuch spiegeln die intuitiv gestalteten Collagen auch die jeweilige Tagesform und Gefühlswelt ihrer Schöpferin wider. Aus einem per se flüchtigen Medium erschuf sie so etwas Bleibendes. Ohne Zweifel: Lydia Daher weiß auch als Bildende Künstlerin zu gefallen, ohne dabei das Feld der Literatur völlig zu verlassen.
Zwei Veranstaltungen ergänzen die Ausstellung in den kommenden Wochen: Am 22. März spricht der Independent-Verleger Manfred Rothenberger über »starfruit publications«, eine Plattform für außergewöhnliche Formen der Zusammenarbeit zwischen zeitgenössischen Autoren und Künstlern. Joshua Groß liest aus seiner mit Fotos von Philippe Gerlach verbundenen Novelle »Magische Rosinen« und Dan Reeder, Kamikaze-Maler und Song-Poet, gibt sich mit seinen lakonischen, feinhumorigen Liedern und selbst gebauten Instrumenten ebenfalls die Ehre. Am 28. März präsentieren Moritz Illner und Markus Christ eine installative Sound-Performance. Töne, Harmonien und Texte werden dabei live improvisiert und nach dem Loop-Prinzip mit einer Schallplatten-Schneidemaschine in Vinyl gefräst. Der Beginn ist jeweils um 20 Uhr.
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