Spitz auf Knopf

Das Grandhotel Cosmopolis muss sich neu aufstellen: Ein neuer Vorstand und eine neue/alte Ausrichtung sollen dabei helfen.
Seit 2013 ist das Grandhotel Cosmopolis nicht mehr aus Augsburg wegzudenken. Ein leer stehendes Haus inmitten des schönen Domviertels wurde zur Herberge für Menschen sowohl mit Asyl als auch ohne. Ein Künstlerhaus mit einer großen Idee – so will es nicht nur Anlaufstelle für Kreativität, sondern Ort der Inklusion, Integration, Gemeinschaft sein. Anstatt Asylsuchende in »guarded communities« an den Rand unserer Gesellschaft zu verfrachten, sollte das Haus allen offenstehen, Begegnungen ermöglichen, Vorurteile entgegenwirken und Menschen integrieren.
Das Konzept ist außergewöhnlich und wurde von der Medienlandschaft, von Politiker*innen und der Gesellschaft gefeiert und mit Preisen ausgezeichnet. Im Dezember wurde bekannt, dass das Grandhotel Cosmopolis erneut in einer finanziellen Krise steckt, die eine existenzielle Bedrohung darstellt.
Wie kam es zu der finanziellen Schieflage?
»Die finanzielle Schieflage des Grandhotel Cosmopolis e.V. resultiert aus mehreren Faktoren. Seit der Corona-Pandemie wurden im Vorstand des Grandhotel Cosmopolis e.V. keine ausreichenden Maßnahmen zur finanziellen Restrukturierung des Projekts ergriffen. Die schrittweise Veränderung hin zu mehr Ateliers und weniger Hotelzimmern führte zu einem Rückgang der Aktivitäten, Gästezahlen und Buchungen von Seminarräumen«, heißt es auf Anfrage von a3kultur zu den Gründen. Weiter bestätigte das Grandhotel schriftlich, dass der ehrenamtlich arbeitende Vorstand, bestehend aus Nubia Reuter und Pierre Collignon, im Januar zurücktrat.
Die Gründe hierfür sind wohl auch in der Jahreshauptversammlung im Dezember 2024 zu finden: »Der Finanzbericht für 2024, der präsentiert wurde, entsprach nicht vollständig den gängigen Buchhaltungsgrundsätzen und den grundlegenden Anforderungen an eine transparente Finanzberichterstattung. Der neu gewählte Vorstand nahm direkt nach der Wahl eine umfassende Analyse für 2024 vor. Dabei wurde die bestehende Krise deutlich, weshalb umgehend Maßnahmen eingeleitet wurden, um nachhaltige Lösungen zu finden. Seitdem arbeitet der Vorstand mit dem Team und der engeren Community intensiv an Lösungen, um das Projekt wieder nachhaltig und attraktiv als kulturellen Hotspot Augsburgs zu etablieren.«
Die begrenzten Reserven reichen nur noch aus, um die Betriebskosten und Gehälter für die nächsten drei bis vier Monate zu decken. Kampflos wird das Team aber nicht aufgeben, dafür ist die Grundidee zu gut und der Wunsch nach Veränderung zu groß.
Jetzt wird (wieder) in die Hände gespuckt
Der neue Vorstand, bestehend aus Salomé Charton, Raquel Lorente und Ralf Lösch, sowie das gesamte Team arbeiten mit Hochdruck an einer strategischen Neuausrichtung und suchen dabei nicht nur Unterstützung bei der Bevölkerung, sondern auch bei der Stadt, der Diakonie (als Vermieterin), der Club- und Kulturkommission, Tür an Tür oder auch dem Stadtjugendring sowie vielen anderen möglichen Kooperationspartner*innen in der Region.
Ein Spendenaufruf auf der Website des Grandhotels brachte bis Ende Januar 17.000 Euro ein. Dort wird aber vor allem auf sein vielfältiges Mietangebot aufmerksam gemacht: Mitmachwerkstatt, Seminarräume, Büroräume, Bühne, Industrieküche, Biergarten, Café bis hin zu Atelier- und Proberäumen können gemietet und die zugehörigen Dienstleistungen genutzt werden.
Das Angebot richtet sich an soziale Organisationen, Künstler*innen, Unternehmen und Gruppen für einmalige Veranstaltungen oder wiederkehrenden Aktivitäten. Wer keine Räumlichkeiten benötigt, kann das breite Cateringangebot des Küchenteams für seine Veranstaltungen nutzen. Mit jeder Miete, mit jedem Auftrag, jedem bestellten Essen, Kaffee und Kuchen wird das Grandhotel Cosmopolis direkt unterstützt. Schrittweise soll auch der Hotelbetrieb wieder reaktiviert werden. Ab März sollen zwei weitere Hotelzimmer zur Verfügung stehen, mit dem Ziel, im Laufe der nächsten sechs Monate insgesamt elf Hotelzimmer anbieten zu können.
Ein Ort wichtiger denn je
Seit Bekanntwerden der Krise konnte das Grandhotel seine mediale Präsenz steigern und hofft so, Kooperationen, Spenden und Sponsoring (wieder) aufleben zu lassen und intensivieren zu können. Dank der bereits eingegangenen Spenden und der vermehrten Aktivitäten im Grandhotel konnte das Team die finanzielle Lage seit Dezember stabil halten. Eine Schließung steht momentan noch nicht zur Debatte. »Als Vorstand geben wir alles, um eine Schließung zu vermeiden«, so Ralf Lösch.
In Zeiten, in denen rechte Politiker*innen und Parteien den Ton und die Richtung in der gesellschaftlichen Debatte angeben, in denen die Brandmauer bröckelt, das beherrschende Thema die Migration ist, ist ein Ort wie das Grandhotel wichtiger denn je. Die selbst ernannte »Friedensstadt« Augsburg und ihre Bewohner*innen täten gut daran, diesen Ort zu unterstützen. Das Team des Grandhotels muss aber ebenfalls seinen Beitrag dazu leisten. Die Anfänge sind gemacht.

Panel Diskussion + Newcomer*innen-Konzerte
Das Local Natives Festival veranstaltet in Kooperation mit der Club- und Kulturkommission am Samstag, 1. März ein Charity-Event für das Grandhotel. Es sollen Strategien für den nachhaltigen Erhalt des Grandhotels beleuchtet und erarbeitet werden. Die Panel-Diskussion steht ganz unter dem Motto »Erhalt des soziokulturellen Biotops«. Dazu wurden Vertreter*innen der Stadt Augsburg, des Integrationsbeirates, des Kulturbeirates und kulturelle sowie soziale Organisatoren zu einem offenem Austausch eingeladen um schnell umsetzbare Lösungen zu finden.
Die Gesprächsrunde ist für alle interessierten Zuhörer*innen geöffnet. Anschließend gibt es Live-Musik vom feinsten – es stehen vier lokale Newcommer*innen auf der Bühne. Einlass ist um 18 Uhr, die Diskussion startet um 19 Uhr.
Die Veranstaltung wird gefördert und unterstützt duch: Stadt Augsburg, Club und Kulturkommission e.V., ständige Konferenz der Kulturregion Augsburg e.V.