Wohltuend wie Waldbaden!
Der Multi-Instrumentalist und Komponist Martin Kälberer nennt sein neues Liveprogramm »Indigo Tales«. Vergangenen Freitag gastierte er damit im Parktheater.
Unsere Autorin Renate Baumiller-Guggenberger ist seit über einem Jahrzehnt bekennende »Analog-Followerin« des Jazzpianisten und Klangmagiers und verrät hier, warum jedes Live-Konzert ein wertvolles, einzigartiges Klangerlebnis ist. Das digitale Nachhören funktioniert ebenfalls – dafür stehen einige Alben zur Auswahl.
Man staunt immer wieder und muss gar nicht lange nachsinnen, was genau da passiert in den Solokonzerten von Martin Kälberer (*1967). Sie wirken wohltuend, erdend, erfrischend, meditativ, transparent und inspirierend – so, wie man sich die Effekte des angesagten Waldbadens vorstellt. Das sagt allerdings jemand, der auch ohne Workshop »Waldbaden« liebend gerne durch die Wälder wandert und die Energie der Natur, die Stille und die Atmosphäre von Baumlandschaften genießt. Es ist der pure Flow, in den Kälberer sanft und dank seines musikalischen Esprits hineingezogen wird.
Die Dramaturgie der Stücke ist vielfach identisch. Er beginnt mit »harmlosen« perkussiven Intros, die das Ambiente und ein Klanggemälde evozieren. Es ist verführerisch und leicht, dem Groove und der in prägnante Akkorde, Harmonien, Melodien und Klangfinesse umgesetzten Gedankenwelt zu folgen und sich über Akzente, Richtungswechsel, Umwege und auch spontan und impulsiv entstehende Auswege zu freuen.
»Holloway« (Hohlweg), die Hommage an die englischen Hohlwege mit ihren Sonnenlichtspielen, öffnete den Raum und mag pars pro toto für die restlichen rund zwölf Stücke stehen, die er im »Indigo Tales«-Programm vorstellte. Sie verleihen manchen »Insightout«-Partituren eine Art Upload und sind nicht zuletzt von seinem aktuellen Immersive-Audio-Projekt »RAUM« inspiriert, das mehrfach hintereinander in den »Groundliftstudios« in Stegen am Ammersee ausverkauft war.
Konzerte mit dem passionierten Klangsammler Martin Kälberer, in denen Perkussion inklusive Waterphone, Hang und Handpan sowie Looptechnik, virtuoses Flügelspiel, Synthesizer und seine Stimme verschmelzen, ähneln nuanciert gestalteten Klangkathedralen. Die Zuhörenden können abschalten und Energie tanken. Klingt das zu spirituell, um einfach nur wirklich großartige Musik zu sein? Bei ihm geht beides. Fundiertes Jazzpianisten-Können fusioniert mit authentischem, fantasievollem Kompositions-Knowhow und Wissen um die hohe Kunst der Perkussion.
Seine Stücke klingen nie nur modisch »minimal« oder eindimensional, sondern sind angereichert mit köstlichen klanglichen Aromen und Komponenten. Vorsicht: Suchtgefahr!
Mehr: www.martinmusik.de
Das könnte Sie auch interessieren
Stadt – Land – Clubs
Brille? Feel, Mann!
Ski Aggu, der Partysahne-Partisane kommt: ein ultimativer Turn-up im Kesselhaus.
Viva la Boogie!
Das Augsburger Boogie Festival bietet drei Tage lang Tanz-Workshops und zwei Partys mit Live-Musik.