Theater & Bühne

Alles, aber witzig!

Spielzeit 24/25 Staatstheater Leitung

Seit Montagvormittag kennen wir also die Richtung, die das Staatstheater Augsburg in seiner achten Spielzeit unter Intendant André Bücker einschlägt: Es wird »aberwitzig« und das gilt für alle fünf Sparten.

Schon die Spielplanvorstellung auf der Brechtbühne im Gaswerk wurde charmant und humorvoll präsentiert – das Programm weckt mit immerhin neun Musiktheater-Premieren, zehn Produktionen im Schauspiel, mit vier Premieren im Ballett und im Digitaltheater große Hoffnungen auf eindrückliche, auf ganz klassische sowie ziemlich experimentelle Theaterabende an den dafür ausgesuchten Kulturräumen der Stadt. Perfekt fügt sich das also diesmal gewählte Motto ins Zeitgeschehen. Nicht nur in Augsburg ist und bleibt das Theater fraglos der Ort für jede Menge Aberwitz, »der aber auch witzig sein kann«, wie Bücker es formuliert. Ein Ort, an dem man »durch die Kunst in andere Dimensionen und Bedeutungsebenen vordringen, sich vertiefen kann. Und ein Ort, an dem man befreit lachen kann, über die Dummheit, die Mächtigen, die Ohnmacht, das Absurde an sich, über uns selbst.«

Gleich die erste der insgesamt neun Musiktheaterpremieren, Moritz Eggerts »Die letzte Verschwörung« (Deutsche Erstaufführung), widmet sich am 19.10. in diesem Sinne einer »aberwitzigen« Geschichte, die auf unterhaltsame Weise der Verbreitung alternativer Realitäten nachspürt. Außerdem kommen, neben den Uraufführungen »The Last Night of the World« (von Agustí Charles) und »Exportschlager« (von Simon Mack & Andreas Hillger), mehrere populäre Opernklassiker zur Premiere, etwa Verdis »Maskenball«, Mozarts »Così fan tutte« oder Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«

Auch das Schauspiel bietet einen frischen Blick nicht nur auf klassische bzw. populäre Stoffe, sondern gegenwärtige Themen und zeitgenössische Stimmen. Mit »hildensaga. ein königinnendrama« des österreichischen, vielfach preisgekrönten Autors Ferdinand Schmalz wird die Schauspielsaison am 21.9. in der brechtbühne eröffnet. »Effi, Ach, Effi Briest« von Moritz Franz Beichl widmet sich ebenfalls in neuer Lesart einem vertrauten Epos. Neben wahren Klassikern wie Ibsens »Nora« und Agatha Christies »Mord im Orientexpress« kommt aber auch die Vertiefung wichtiger gesellschaftlicher Themen zum Tragen, wie etwa die NS-Zwangsarbeit in Augsburg in »Gesänge vom Überleben*« von Tine Rahel Völcker oder das selbstbestimmte Sterben in »Weltwärts« von Noah Haidle.  

Ballettdirektor Ricardo Fernando knüpft beim Tanz, in insgesamt vier Premieren, an die Erfolge der vergangenen Spielzeiten an, insbesondere mit »Frida«, eine Uraufführung, in der er der großen Malerin und willensstarken Individualistin Frida Kahlo ein tänzerisches Denkmal setzt. 

Wie großartig das Akkordeon mit dem klassischen Instrumentarium eines Sinfonieorchesters harmoniert, zeigt die Konzertsparte, in der Artist in Residence Olivia Steimel in insgesamt sechs Konzerten präsent ist. Ihr 160-jähriges Bestehen feiern die Augsburger Philharmoniker mit Solisten und Solistinnen aus den eigenen Reihen im Sinfoniekonzert. 

Auf der Freilichtbühne erlebt im Sommer 2025 das beliebte Musical »Evita« von Andrew Lloyd Webber seine Premiere. Außerdem findet dort auch das überaus erfolgreiche Format »Game Music in Concert« erstmals unter freiem Himmel statt. 

Das Digitaltheater zeigt auch in der Spielzeit 2024/25 auf beeindruckende Weise, wie durch die Kombination aus Theater und Technologie ganz neuartige Werke und kreative Möglichkeiten entstehen. In einer erstmaligen Kooperation mit der Augsburger Puppenkiste treffen in E.T.A. Hoffmanns »Der Sandmann« Marionetten und reale Welt aufeinander. Neue Formate wie Tintin Patrones experimentelle Oper »dolci. ingananni.zip«, Sybille Bergs »Wonderland Ave.« und »Ekklesia« werfen auf spielerische und unterhaltsame Weise Fragen zu unserer heutigen Zivilisation, Arbeitswelt und möglichen Veränderungen durch KI und neue Technologien auf. Außerdem präsentierte das Digitaltheater in dieser Pressekonferenz seinen neuen, hauseigenen »Vorstellungs-Algorithmus«.

Das umfassende Programm der Theatervermittlung, der Vermittlungsplattform »Plan A«, der Inklusionsangebote sowie sämtlicher ergänzender Reihen und Mitmachprojekte wird auch in der Spielzeit 2024/25 fortgesetzt und ist mit allen aktuellen Terminen unter »Theorie & Praxis« auf der Homepage des Staatstheaters einsehbar.

Der Kartenvorverkauf für die Spielzeit 24/25 startet am 30. Juni. Ebenfalls am Sonntag, 30. Juni ist das Publikum eingeladen, sich beim großen Theaterfest im Martini-Park auf die kommende Saison einzustimmen – mit Einblicken in die neuen Produktionen und einem vielfältigen Mitmach-Programm. 

Das Spielzeitblatt mit Programm und allen Informationen zur Saison 2024/25 ist online unter www.staatstheater-augsburg.de/aberwitzig als Blätterkatalog verfügbar und liegt in allen Spielstätten des Staatstheater Augsburg aus. PDF-Download hier.

 

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