An der augenfälligen Rückwand des Galerieraums sehen wir: nichts. Leerstelle. Sebastian Bühler rückt den Boden des Projektraums in den Fokus, indem er diesen mit der Fotografie eines in die Jahre gekommenen Parkdecks bedeckt.
Nachhaltig begeisternd - Die Dokumentation des Kultursalons Schwaben '24
»Kulturarbeit & Nachhaltigkeit« war das Motto des Kultursalons Schwaben 2024. Eine Rückschau und Dokumentation des Kultursalons aus der a3kultur-Redaktion, die zwischen dem 26. und 28. September ein Außenbüro im Foyer des UBZ unterhielt und somit im Zentrum des Geschehens war.
Dokumentation des Kultursalons: An drei Tagen war der Kultursalon Schwaben Anlaufstelle für rund 400 Personen aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Mindestens 60 Institutionen haben sich im Vorfeld zu den Panels angemeldet. Von vierzehn gelisteten Programmpunkten konnten wetterbedingt elf umgesetzt werden. Vier Außentermine fielen buchstäblich ins Wasser und finden nun zu noch zu benennenden Terminen statt. Das Projekt »qp«, ein Quartierparcours zwischen Villenviertel, Hochhaussiedlung und Weltkulturerbe am Fluss, wird über kuratierte Spaziergänge in den kommenden Monaten weiter ausgebaut und den Augsburger*innen sowie ihren Gästen erhalten bleiben. Ebenso weitergeführt wird das DJ-Set »Nacht der Verbotenen Lieder«, das die beiden Nachtsalons im UBZ akustisch begleitete.
Panel I
Mit Architektur und ihrer sozialen Verantwortung, aber auch positiven Beispielen eröffnete der Salon am Donnerstagmittag. Nach einer Exkursion zu den Kreativ- und Begegnungsorten Haus Schöne Felder, Alte Schmiede und »Wohnzimmer« im Schwabencenter stellten vier Gäste, Grisi Ganzer (»Bellevue di Monaco«, München), Ulrike Schartner (Architekturbüro gaupenraub+/-, »VinziRast – mittendrin«, Wien), Silvia Carpaneto (»die Zusammenarbeiter«, Projekt »Spreefeld Berlin«) und Alen Jasarevic (Bund Deutscher Architekten, Augsburg), Projekte aus ihrem Schaffensbereich vor und boten spannende wie hoffnungsvolle Ausblicke auf die Zukunft der Stadtplanung. Die Kuration des Panels verantwortete Hilde Strobl von der Uni Innsbruck.
Spannende Ausblicke und Einblicke beim ersten Panel des Kultursalon 2024
Raum ist knapp in unseren Städten. Aber muss es deswegen eine Konkurrenzsituation zwischen Wohnraum und kulturellem Leben geben? Der Kultursalon Schwaben eröffnete am Donnerstag mit kompetenten Vorträgen
Panel II
Drei Landmarken begrenzen dieses Quartier: Im Norden das Schwabencenter mit seinen markanten Hochhäusern, im Osten die UNESCO-Welterbestätten mit Hochablass, Wasserwerk und Kanu-Olympiastrecke am Eiskanal. Zwischen diesen Punkten lässt sich ein spannendes Stadtgebiet entdecken. Mit den Kooperationspartner*innen vom Graffiti-Verein »Die Bunten« entdecken wir die Streetart im Quartier und erfahren ihre Bedeutung. Wir besuchen die Macher*innen der soziokulturellen Projekte im Schwabencenter und lassen uns ihre Nachbarschaften zeigen. Und wir empfehlen, die UNESCO-Welterbestätten im Rahmen der regelmäßig angebotenen Führungen näher anzusehen. 2025 laden wir Künstler*innen aus ganz Schwaben dazu ein, das Quartier mit ihren Interventionen zu beleben.
Panel III
Die Wirkkraft von Kunst ist grenzenlos. Diese Kraft wurde von Mächtigen dieser Welt schon immer beargwöhnt. Seit diesem Sommer arbeitet Volker Bogatzki daran, seine Playlist der verbotenen Lieder zusammenzustellen. Dazu lädt er befreundete Musikliebhaber*innen und Expert*innen ein.
Beim Kultursalon Schwaben sorgte eine Auswahl dieser Stücke an zwei Abenden für den musikalischen Rahmen.
Eine kurze Geschichte der Zensur in der Musik. Wer war wann und warum auf dem Index? Ein Projekt und eine Spotify-Playlist für den Kultursalon Schwaben 2024.
Panel IV
Verspielt gab sich das Panel unter der Kuration von Ute Legner, Leiterin der Stabsstelle Kulturelle Bildung der Stadt Augsburg. Es wurde gemeinsam geklatscht und gejubelt, jedoch nicht zum Selbstzweck, sondern als soziales Experiment, das unser Denken im Alltag anregen soll. Hochkarätige Gäste des Panels waren Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss (Universität Hildesheim, Institut für Kulturpolitik) und Michael Dietrich (Kulturpädagoge, Vorstand & Geschäftsführung von PA/SPIELkultur e.V.).
Panel IV des Kultursalon Schwaben steht unter dem Motto »Kulturelle Bildung und Nachhaltigkeit«. Ute Legner, Kuratorin des Panels, lud zwei Gäste dazu ein. Gemeinsam wurde über das Bewusstsein für Natur und Umwelt, für Ressourcenwahrung sowie kreative Lösungen für die zahlreichen Herausforderungen im (Arbeits-)Alltag diskutiert.
Panel V
Vertreter*innen der regionalen Festivalszene diskutierten über Zukunftsperspektiven. Im Fokus des Festivalnetzwerktreffens des VPBy (Verband für Popkultur in Bayern, vertreten von Maximiliane Vilser) und des Popularmusikbeauftragten des Bezirks Schwaben, Maximilian Schlichter, standen zwei Workshops: Patrick Jung vom Kulturreferat Augsburg beleuchtete Strategien zur ökologischen Nachhaltigkeit, während Julia Appel und Clemens Wieser vom Modular-Festival ihr Inklusionskonzept für soziale Nachhaltigkeit vorstellten. Die rege Beteiligung lokaler Kulturveranstalter unterstrich die Dringlichkeit der Thematik in Zeiten multipler Krisen.
Zum Festivalnetzwerktreffen des Verbands für Popkultur in Bayern und des Popularmusikbeauftragten des Bezirks während des Kultursalons Schwaben.
Panel VI
Ist wirklich alles von der Kunstfreiheit gedeckt? Diese Frage diskutierten Alessandra Zarcone von der Technischen Hochschule Augsburg, Wibke Reimer (Kulturabteilung des Bezirks Schwaben), Matthias Rossi (Universität Augsburg), Michael Grau (Moritzkirche Augsburg), der Künstler Daniel Man, Daniel Laufer (Kurator von DAGESH), die Künstlerin und Musikerin Michaela Melián und die Künstlerin Stefanie Kraut in der Fokusnacht zu Kunst, Meinungsfreiheit und Demokratie.
Die Fokusnacht des Kultursalons Schwaben 2024 stand unter dem Titel »Von der Kunstfreiheit gedeckt: Kunst, Meinungsfreiheit, Demokratie«.
Panel VII
Kultursalon-Satellit, verantwortlich: Ständige Konferenz e.V.
Seit zwei Jahren organisiert die Ständige Konferenz ein Workshopformat zum Thema Kulturarbeit und Nachhaltigkeit. Beim Speed-Dating treffen Kulturmacher*innen auf Expert*innen aus den Bereichen Mobilität, Ressourcen, Fairness, Digitales, Transparenz und Vernetzung. Insgesamt kamen rund 75 Paarungen mit über 1000 Gesprächsminuten zustande. Die Ergebnisse der jeweils 15-minütigen Gespräche wurden dokumentiert und analysiert, und die folgenden Themen wurden als besonders relevant für die Region definiert:
- Institutionelle Kulturförderung im regionalen und überregionalen Kontext.
- Vom Klappstuhl bis zur Lichtanlage.
- Geteilte Infrastruktur für Veranstaltungs- und Bühnentechnik
- Ein Ticket für Bus, Bahn und Kulturveranstaltung
- Programmkalender zur abgestimmten Terminplanung.
- Vom Netzwerk zum Förderverein. Wie funktioniert das?
Moderiert von Matthias Hacker (BR), stellten die ehrenamtlich engagierten Kulturmacher*innen Anne Schuester, Jürgen Kannler und Volker Bogatzki Ansätze zur Bewältigung dieser Themen vor. Es wurde an einem regionalen Konzept für gemeinsam zu nutzende Infrastruktur gearbeitet, und Planungen für einen KI-gestützten Programmkalender wurden vorgestellt. Auch eine pragmatische Option für ein Kombiticket für öffentliche Verkehrsmittel und Kulturveranstaltungen ist in Arbeit und soll im kommenden Jahr getestet werden.
Panel VIII
Das Catering verblüffte und begeisterte durch exzellente Qualität und liebevolle Zubereitung – kein Wunder: Hinter der Verpflegung stand das Team des Restaurants »Alte Liebe«, seit 2022 Träger eines Michelin-Sterns. Dessen Betreiber und Chefkoch Benjamin Mitschele erläuterte bereitwillig seine Küche, bei der Ausgabe ebenso wie im eigenen Panel »Mehr als Nahrung« mit Gästen aus dem Food-Bereich (Manuel und Katharina Förg, Alte Schäferei Bioland-Hof Förg, Vera Stöppelkamp, foodsharing Augsburg, Moritz Zeising / Carl's Hofbäckerei) und BR-Moderator Matthias Hacker.
Panel VIII des Kultursalon Schwaben stand unter dem Motto »Mehr als Nahrung «. Moderiert von Matthias Hacker, vom Bayrischen Rundfunk, konnte das Panel nach einem gemeinsamen Mittagessen, gekocht von Benjamin Mitschele dem ausgezeichneten Koch der Alten Liebe, welches unter dem Titel »Alter Gockel, Altes Brot und alles was der Garten zu bieten hat« lief, starten. Gemeinsam wurde über den Stellenwert von Nahrung in der heutigen Gesellschaft und über die nötige kulinarische Resonanz diskutiert.
Der Kultursalon 2024 ist vorbei, aber noch nicht zu Ende. Die behandelten Themen werden uns weiterhin beschäftigen. Die a3kultur-Redaktion bedankt sich als Organisatorin des Kultursalons Schwaben bei allen Gästen, Besucher*innen, Kooperationspartner*innen und Förderern sowie den Mitarbeiter*innen des UBZ. Im kommenden Jahr dreht sich der Kultursalon Schwaben um das Thema Identität und stellt unter anderem die Frage, was diese mit unserer Demokratie zu tun hat.
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